Die Selfkantbahn – Reise der Gedanken

Die Selfkantbahn – Reise der Gedanken

Ich stehe am vordersten Teil des Personenwagens – direkt am Dampfkessel. Es zischt, überall strömt Wasserdampf aus und aus dem Schornstein schießt schwarzer Rauch. Für eine kurzen Moment bin ich komplett darin verschwunden. Ich schliesse die Augen und versuche mir vorzustellen, wie das wohl früher so war als man mit diesen „Pötten“ durchs Land gefahren ist. 20 km/h und der ganze Holzwaggon knackt und ächzt. Ja,damals war nicht alles besser – obwohl man das heute zu sagen pflegt. Die Menschen wollen immer schneller von A nach B, treten Hasswellen auf der Facebookseite der Deutschen Bahn los, wenn es mal Verspätung gibt oder wenn die Post mal nicht 1 Tag nach der Bestellung liefert – aber Früher war schon besser. Was denn nun ? Wenn man in so einer Eisenbahn fährt und die kleinen Gepäckablagen sieht, kann man sich das kaum mehr vorstellen, dass man früher anscheinend mit weitaus weniger zufrieden war. Natürlich ist das kein Zug für eine Fernreise – schon klar – aber man bekommt schon eine Idee. Mir selbst gefällt die heutige Zeit, die in Hektik und in „schneller, weiter, besser“ versinkt nicht immer. Ich genieße solche Ausflüge in die Vergangenheit und bin froh, noch Teile dieser „nicht so hektischen Welt“ noch im Ansatz kenngelernt zu haben. Wir sitzen hier als kleine Familie und ein älterer Herr wendet sich zu uns. „Na, da haben sie aber einen süßen Kleinen.  Fehlt nur noch ein Schwesterchen.  Ich ziehe einen Mundwinkel hoch und er versteht: .“Ja, ich weiß – ein Kind ist zu wenig, zwei sind zu viel“  Er zeigt nach oben und meint: „Schauen sie mal, wie wenig Gepäck die Leute früher brauchten“  Ich grinse innerlich. Er hat wohl meine Gedanken gelesen. Er schaut an uns vorbei aus dem Fenster in die Ferne und ich sage meine Frau, dass ich gerne eine Opa gehabt hätte 🙁

Es ging hier jetzt garnicht so sehr um die Eisenbahn. Aber es passieren so viele kleine Geschichten hier und da. Man muss nur mal die Ruhe haben darauf zu achten. Der Schaffner knipst unsere Fahrkarte zur Rückfahrt ab – ich stehe wieder draußen vor dem Triebwagen, die Zylinder der Lok werden mit einem mächtigen Drücken immer schneller und ich habe ein Tränchen im Auge.

Wer sich mal über die Selfkantbahn und Ihre Geschichte informieren möchte, kann das über folgenden Link tun:

http://www.selfkantbahn.de/selfkantbahn/kleinbahnmuseum-selfkantbahn

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