Ich gestehe, dass ich mich immer davor gescheut habe auf Hochzeiten Blitze einzusetzen. Nicht wegen der Schlepperei – das kann man bei Systemblitzen von ein paar 100 Gramm jetzt nicht mehr als Argument gelten lassen. Der Grund war einfach, dass ich mich damit garnicht auskannte. Bei meiner allerersten Hochzeit kam ich dann Abends bei der Party echt ins Schleudern. Mit ISO6400 ( zeitweise Push auf 12800 ) – also fast am Anschlag mit der Empfindlichkeit – kannst du zwar wieder „hell“ machen – aber die Fotos leiden schon ordentlich. Hier ist ein Bild, dass aus meiner Sicht technisch völliger Müll ist, dem Brautpaar aber über die Maßen gefallen hat.
Wäre hier das Licht noch einen Ticken dunkler geworden – ich hätte schlicht und ergreifend keine Chance mehr gehabt da noch was vernünftiges einzufangen. Also hockte ich mich zu Hause hin und begann zu recherchieren, was man denn so für Möglichkeiten hatte. Ich begann das ein bisschen zu üben – ohne jetzt wirklich auf Werte zu achten – sondern eher darauf, dass ich ein „stimmiges“ Licht passend zur Atmosphäre hatte, dass nicht alle Kerzen im Hintergrund und die dezente Beleuchtung killt. Also fing ich an zu „bouncen“ – das Licht meines Systemblitzes auf der Kamera hinter mich an Wände und Decken zu werfen. Das Ergebnis war, dass das Licht viel weicher auf die Personen zurückgeworfen wurde als wenn man sie frontal anblitzt. Erste Ergebnisse sahen schon weitaus „besser“ aus, als noch zu Beginn. Endlich versoffen Partyfotos nicht mehr im ISO-Rausch 🙂 Details dazu spare ich mir hier mal, da das andere viel besser und wissenschaftlicher erklären können. Es ist dann in der Tat nicht damit getan, einfach nur den Blitzkopf zu drehen und drauf los zu feuern. Wer aber mal „Wedding Reception“ und zeitgleich „bouncing Flash“ bei Google eingibt, der wird Haufenweise Input finden. Aber ich bekam ein Gespür dafür, was man alles mit einem einzigen Blitz anstellen konnte. Beispielsweise sowas. Durch eine lange Verschlusszeit ( hier: 1/15 Sekunde ) und den Blitz frontal in die Menge bekommt man so ne geile Dynamik ins Bild.
Ich tauchte immer tiefer in die Möglichkeiten ein, die mir portables Licht bot. Eine Art ist es auch, verschiedene Blitze auf Stativen rund um die Tanzfläche zu positionieren. Meist stelle ich zwei Stative ( jeweils gegenüber der Tanzfläche ) auf und richte die Blitze leicht geneigt aus einer Höhe von rund 2,50 auf die Tanzfläche. Das Ergebnis hier ist oftmals ein sehr dramatisches Seitenlicht oder Gegenlicht, dass ich als gestalterisches Mittel super gerne einsetze. Hier habe ich dann einfach einen Sender auf meiner Kamera, mit dem ich bis zu 9 Blitze auslösen und alle untereinander separat einstellen kann. So kann sowas dann aussehen ( In dem Beispiel habe ich den Blitz an dem Geländer oberhalb der Tanzfläche fixiert )
Als letzte Variante nutze ich immer mehr und immer lieber Dauerlicht. Es gibt mittlerweile soviele tolle , preiswerte und leistungsstarke LED-Lampen, die man prima für solche Zwecke einsetzen kann. Ich nutze seit einiger Zeit diese hier. Ich habe die Version mit einstellbarer Farbtemperatur. Das Problem ist einfach, dass viele günstige LED Lampen eine feste Farbtemperatur von 5500 Kelvin haben. Setze ich diese Lampe nun in Räumen ein mit warmen Licht, habe ich das Problem, dass verschiedene Farbtemperaturen aufeinander prallen und das sieht dann in den meisten Fällen nicht wirklich gut aus. Beim Blitzen kann ich das mit Farbfolien ausgleichen – aber bei Dauerlicht ist das nicht so einfach. Toll ist aber, dass ich in besonderen Momenten, in denen ich nicht blitzen will oder auch einfach die Lichtstimmung so bleiben soll wie sie ist, eine dezente Methode habe mein Bild auszuleuchten. Die Dinger sind klein und handlich und in Kombination mit meinen leichten Kameras konnte ich z.b. den ersten Tanz des Brautpaares gänzlich ohne Blitz fotografieren. Meine verwendete Lampe hat ein sehr fokussiertes Licht und ich war rund 5 Meter von den Beiden weg. Ungefähr 1 Minute bevor der Tanz losging hallte ein Ruf durch den Raum: „Licht auuuuuus“ Es war dunkel – richtig richtig dunkel. Ohne Blitz oder sonst eine Lichtquelle hätte das hier zum Fiasko werden können. Und Nein: Ich ziehe jetzt keine Kameras in die Diskussion mit rein, die mittlerweile bis ISO 1000000 kommen. Aber selbst da – ich mag es, das Licht auf das Hauptobjekt zu lenken. Habe ich eine Kamera, die aus schwarze Nacht einen hellen Tag macht, dann habe ich allenfalls das ganze Bild hell, aber das ist nicht das, was ich für mein Bild hier gebraucht hätte.
Fazit
Es gibt noch 100 andere Möglichkeiten, aber bisher sind das die Methoden die ich verwende und die mir einfach dabei helfen eine bestimmte Stimmung zu erzeugen oder zu erhalten. Jeder macht es anders – und für kommendes Jahr sind neue Feldversuche in der Planung.
Ich kann es aber nur empfehlen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn eines ist gewiss – irgendwann kommt man an den Punkt an dem „Available Light“ also das Fotografieren mit vorhandenem Licht nicht mehr funktioniert. Das soll hier auch kein Erklär-Bär Thema sein – aber ich habe für mich selbst schon eine Steigerung festgestellt und bin froh, dass ich jetzt über viele Lichtsituationen einfach viel mehr Kontrolle habe.