Meine Fujis … ich lieb´sie, ich lieb´sie nicht, ich lieb sie,…

Meine Fujis … ich lieb´sie, ich lieb´sie nicht, ich lieb sie,…

Oh nee, jetzt bin ich auch einer von denen, der über seine Ausrüstung bloggt und sie in den Himmel lobt. Wollt ich doch nie machen. Aber keine Sorge ! Das wird ganz sicher keine Lobhudelei – eventuell verspiel ich mir auch ein paar Sympathien, aber das macht nichts. Das wird auch kein Review, bei dem ich auf technische Details eingehe – ist leider garnicht meine Stärke und ich bin nicht so der Erklär-Bär ( ist der Begriff eigentlich immer noch so lustig wie er mal war ?? )

Wie fing das alles an ??

Vor fast genau 2 Jahren kam ich zu Fujifilm und der Einstieg war nicht leicht. Hochzeiten waren da noch garnicht auf meiner 5-Jahres Liste und so wollte ich eigentlich Spiegelreflex. Schön dick und wuchtig – soll ja was her machen. Ich will im Zoo auch mal Erdmännchen fotografieren und neben den ganzen Safari-Fotografen eine gute Figur machen.

Eines Tages verschlug es mich dann zu Audiophil in Aachen – ein toller Laden, in dem man dich auch mal locker 2 Stunden berät und du nicht das Gefühl hast, dass du deswegen was kaufen musst oder dich schuldig fühlst, wenn du es nicht tust. Da kann sich hinter dir die Kundschaft türmen – die Jungs dort nehmen sich Zeit. Nachdem ich mein Begehr für ne dicke DSLR kundgetan hatte, kam der Verkäufer dann – („ich zeig dir mal was“) mit der Fuji X-E1 aus dem Lager. Und BÄMM – was für eine schöne Kamera das war. Sah aus wie analog. Ich war dennoch vollkommen skeptisch. So klein ?? Da macht man doch nix her wenn das Teil um meinen Hals baumelt.

In der Tat gehörte ich zu denen, die sich wie Bolle gefreut haben, wenn die Gegenlichtblende des Objektivs richtig schön groß war. Damit wirkte das Ganze noch wuchtiger – noch „professioneller“. Keine Progammautomatiken für Landschaft, Portrait …. aha … mann musste also echt wissen was man tut. „Aber damit kann man doch nicht so schön den Hintergrund unscharf machen“ sagte ich ( Das nennt sich im übrigen „freistellen“ 😀 ). Der Verkäufer packte mir das 35 1.4 auf die Kamera und schickte mich damit nach draußen. Ein paar Details fotografiert und hin und weg ich war 😀 Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich vieles einfach nicht besser wusste. Sobald sich der Vordergrund vom Hintergrund abhob, assoziierte ich das mit „Gute Kamera“. Ich war dennoch geflasht und kaufte das Ding samt KIT-Objektiv, das – soviel schonmal vorweg – eine weitaus bessere Figur machte, als die Standard-Kits, die bei Canon / Nikon dabei sind. Meine ersten Shootings folgten und Gott was hatte ich zu kämpfen. Der Autofokus der X-E1 war nun wirkich nicht das was man als „auf der Höhe der Zeit“ nennen konnte. Immer dieses verdammte Scharfstellen auf den Hintergrund, obwohl ich das Paar im Vordergrund vollkommen exakt anfokussiert habe. Diese langsame Verarbeiten der Bilder, dieser miese Akku, der – sobald ein Anzeigebalken von dreien verschwunden war – völlig unberechenbar von jetzt auf Gleich leer war.

Ich merkte schon, dass von der allgemeinen Performance her dieses Kamera nicht wirklich „en par“ mit aktuellen Spiegelreflex-Kameras war. Ich war auch einfach nicht erfahren genug, um diese Dinge mit „Gegenarbeiten“ zu entschärfen. ( Autofokus greift nicht ?? Dann nimm halt den manuellen Fokus ). Ich wollte mir vieles abnehmen lassen – ist ja immerhin ne digitale Kamera. Einige Male hab ich mein gesamtes Gerödel in einschlägigen „Suche/Biete“ Bereichen inseriert – und die Anzeigen ne Stunde später wieder gelöscht. Immer wenn ich die Kamera in der Hand hatte stellte sich so eine seltsame Sentimentalität ein, die eigentlich bei „Technik“ fehl am Platze sein sollte.

Zwei Shootings später war ich wieder so gefrustet von der Behäbigkeit dieser Kiste, dass ich für einen unfassbaren Kampfpreis alles was ich hatte verkaufte. Ich lief aber mit meinen neuen Einkünften nicht direkt wieder zum Fotohändler sondern überlegte eine Woche und kaufte mich wieder bei Fuji ein ( großes LOL über mich selbst ). Ich investierte erneut in eine X-E1 und nur einer Festbrennweite und fing an zu fotografieren. Ich übte die „Entschleunigung“ die solche Kameras dir einfach auferlegen. Das sind keine Kameras, mit denen du im Dauerfeuer-Modus Staub-Körner auf ner rasenden Raupenbahn anfokussieren kannst. Du musst einfach um deren Schwächen und Stärken wissen – sonst wird das ein sinnloses Unterfangen. Wie viele Fotoblogs hatte ich gelesen, in denen sich so ein bisschen über Fuji lustig gemacht wurde und immer und immer wieder geriet ich in Zweifel. Doch irgendwas hatte die Kamera mit mir gemacht. Ich dachte vielmehr über Momente nach und schoss nicht einfach drauf los. Ich lernte mit der Zeit die „Quirks“ dieser Kamera zu akzeptieren und konzentrierte mich mehr auf Bildqualität.

Und hier muss man eindeutig sagen, dass es „für mich“ kaum noch eine Rechtfertigung gibt, sich eine aktuelle DSLR für 6000,00 € ( ohne Objektiv ) zu kaufen ( OH OH – jetzt werd ich von einigen gedanklich zerfetzt ) wenn die Bildunterschiede so marginal sind. Kann ich „für mich“ selbst nicht rechtfertigen. Die ersten 3 Hochzeiten fotografierte ich mit zwei X-E1 und JA – es war hart – die Party – bewegte Menschen bei kaum vorhandenem Licht zu fotografieren – das war ne Challenge. Ich erinnerte mich – ah ja – manueller Fokus. Und ja – es ging. Nach der dritten Hochzeit konnte ich dann die Anschaffung der Nachfolgerin – der X-E2 – zu Hause verargumentieren und seitdem habe ich fast nichts mehr auszusetzen.

Faszinierend bei Fuji finde ich, wie die älteren Modelle nach und nach mit aktueller Firmware versorgt werden und man die Kameras so in ganz neue Leistungsbereiche pusht. Kann das nicht ganz nachvollziehen, warum das Fuji so macht. Aber wenn man per FW-Update plötzlich auf Leistungsniveau einer X-T1 ist ( die mal locker das doppelte einer X-E2 kostete ) – dann waren das für mich schon Argumente. Und nun sind zwei Jahre vergangen und die Flausen sind verflogen. Ich bleibe bei Fuji – denn eins ist offensichtlich. Ich BIN in der Lage damit Hochzeiten zu fotografieren und ich habe bisher noch keinen Moment verpasst, den ich gerne eingefangen hätte. Würde man meinen Bilder auf Grund des Kamera-Modells Qualität absprechen – dann würde ich wohl jetzt nicht hier stehen und für kommendes Jahr fast ausgebucht sein ?! Damit will ich mich nicht selbst loben – aber allen Unkenrufen zum Trotz: Ich habe gelernt, wie man auch mit „schlechteren“ Kameras gut arbeiten kann.

Kameras mit ISO 100,000 oder mehr ? Ja klar ist das geil zu haben – aber machen wir uns dann nicht alles schon ein bisschen zu einfach? Ich möchte mir auch noch was erarbeiten und nicht meinem Supercomputer, der um meinen Hals hängt die ganze Arbeit überlassen. Ich lese jedes Jahr – wenn die Kameras noch schneller und noch besser werden – das ja nun endlich Bilder möglich sind, die man vorher nicht hätte machen können. Ich halte von der aktuellen Entwicklung nicht mehr viel. Auf der einen Seite Systemkameras ( Fuji, Sony,… ) die ein wahres Produkt-Feuerwerk abbrennen und auf der anderen Seite die dicken Spiegelreflex-Kameras, die gefühlt immer teurer werden und nicht unbedingt SO viel besser performen. Ich stehe jetzt vor der Entscheidung ein neues Fuji-Modell ins Auge zu fassen. Der EINZIGE Grund – und eigentlich reicht mir das noch nicht – ist, dass die aktuellen Modelle „weatherproof“ – also Spritzwasser und Staubgeschützt sind aber auch über Dual-Kartenslots verfügen. Ich habe zwar noch kein einziges Bild verloren – aber ich glaube einfach, dass man als Profi auch ein bisschen in „Sicherheit“ investieren sollte.

Aktuell fotografiere ich mit meinen Fujis so: Maximal 100 Bilder auf eine SD-Karte, dann wird sie entnommen und die nächste Karte kommt rein. Auf der anderen Seite gibt es so viel erfolgreiche Fuji-Fotografen die viel mehr als ich fotografieren und auch immer nur mit einem Slot ausgekommen sind. Ich glaube, das ist einfach ne Kopfsache. Ich bin höchstgradig paranoid was Bildverlust betrifft. Deshalb mach ich von meinen Bildern schon während der Hochzeit ein Backup auf 3 SSD-Festplatten und noch zusätzlich auf meinem Mac. Ich weiß, dass ich das auch mit einer aktuelleren Fuji so handhaben würde. Aber aktuell missfällt mir nur noch, das meine Daten IN der Kamera nur 1 x vorhanden  sind.

Ein Punkt den ich zum Schluss noch erwähnen will : Seit ich Fuji benutze, werd ich auf jeder Hochzeit von Gästen auf die Kamera angesprochen. Manche denken, es ist ne Leica – andere denken, ich bin größenwahnsinnig und fotografiere analog 🙂 Wie auch immer – man hat irgendwie immer ein Thema und ich bin jedesmal so froh, wenn meine Bilder wohlwollend kommentiert werden und manch einer sich einbildet dort Bilder einer Vollformat-Kamera zu sehen 🙂 Das bestärkt mich jede Woche aufs neue, dass es gut war an Fuji festzuhalten. Ich habe auch viel über mich und meine Einstellung zum fotografieren gelernt. Und wenn ich mit sauteuren Kameras keine guten Bilder hinbekomme – spätestens dann komme ich in Erklärungsnot. Ich kann nur jedem raten – egal welches Modell für Ihn am Ende passt – denkt nicht so viel an die Technik und was eure Kamera auf dem Papier alles so kann. Ein ungeschultes Auge, das durch einen geilen Sucher blickt – bleibt ein ungeschultes Auge. Geht raus fotografieren und hört auf in Foren zu lesen, was Ihr haben MÜSST. Einige dieser Leute, die euch da was erzählen wollen, fotografieren in ihrem Keller Makros von toten Stubenfliegen 😀

Und damit die Technik-Nerds am Ende dann doch noch auf Ihre Kosten kommen liste ich hier noch das Equipment auf, dass ich aktuell benutze und das für MICH funktioniert. Im Übrigen sind das keine Links, an denen ich was verdiene – ist nur damit ihr euch direkt auch was dazu ansehen könnt.

Kameras:

2 x Fuji X-E2, 1 x Fuji X-E1 als Backup-Kamera, Fuji 56 1.2 , Fuji 35 f2 , Fuji 18f2                                                                          Das sind meine ständigen Begleiter bei Hochzeiten, wobei das 56er nur dann zum Einsatz kommt , wenn ich etwas mehr Reichweite brauche – z.b. in Kirchen, in denen mein Bewegungsradius eingeschränkt ist. Auf den Hochzeitspartys bin ich mit auf der Tanzfläche und fotografiere zu 99% mit dem 18f2.

Blitze:

Für „on-camera“ 2 x Nissin i40 ( schon allein wegen der geringen Größe und der TTL-Fähigkeit). Für „off-camera“ habe ich 4 oder 5 Yongnuo 560 III ( III weil die schon den Funktransmitter eingebaut haben ). Diese benutze ich bei Hochzeitspartys gerne, wenn die Decken zu hoch sind um meinen Blitz zu „bouncen“. Die kommen dann auf Stative ( in der Regel 2 – 3 ) und die werden dann um die Tanzfläche herum diskret aufgebaut. Gibt tollte dramatische Bilder mit hartem Licht von allen Seiten. Diese Blitze steuere ich alle über den Yongnuo 560 TX. Damit kann ich mehrere Blitze komplett manuell und wireless bedienen ( Zoom, Blitzleistung )

Wer jetzt mal zusammenrechnet, wir feststellen, dass ich für mein gesamtes Equipment nicht mal eine aktuelle Nikon / Canon bekommen würde. Das klingt komisch aber ich habe ein Kit gefunden, das sau-günstig ist ( von Gebrauchtpreisen rede ich garnicht ) und tolle Ergebnisse abliefert. Mein aktuelles Equipment würdet ihr auf dem Gebrauchtmarkt inklusive der Blitze für rund 2500-2700 Euro bekommen. Mal drüber nachdenken. Mehr ist nicht immer Mehr 🙂

Wenn ich die Kameras jetzt so ansehe – ich hab sie noch nie sauber gemacht – sind sie schon richtig schön speckig. Man sieht Ihnen einfach an, dass sie benutz wurden. Ich roll mich immer auf dem Boden rum und stoße an irgendwelche Kanten und Ecken und allmählich hab ich das, was ein Gitarrenspieler hat, wenn er mit einem Leuchten in den Augen seine runtergeranzte Martin oder Gibson oder…. in die Hand nimmt. Die Dinger erzählen mir einfach ne Geschichte. Nämlich, dass man immer weitermachen und sich nicht durch dies oder das vom Eigentlichen ablenken lassen soll. Und jede Katsche, jeder Kratzer ist nur dadurch entstanden, dass ich mich nicht habe abschrecken lassen. Die großen deutschen Kameraforen sind voll von Themen in denen Fotografen alle paar Monate Ihr Equipment wieder mal durchtauschen – so wie ich das auch gemacht habe. Und wisst ihr was ? Davon kann man nur als Gebrauchtkäufer profitieren. Denn die armen Seelen dort sind so verzweifelt, dass ihnen mit diesen kleinen Knipsen keine guten Bilder gelingen,  dass sie alles zu unfassbaren Preisen verkaufen. Nur so als Tip.

Zum Abschluss – man muss ja jetzt auch einige Aufschreiet beruhigen. Das ist kein „RANT“ gegen Nikon, Canon oder sonst was. Ich sage nur, das ICH für mich mein Werkzeug gefunden habe und gebe nur ein paar Denkansätze. Wenn man aber sein Equipment kauft und alle paar Monate wieder was ganz neues und von Hersteller zu Hersteller wandert – man verliert auf dieser Strasse der „Erkenntnis“ nur einen Haufen Geld und ein paar Nerven 😉

 

Equipment_Fuji1

Equipment_Fuji2

Equipment_Fuji3

Equipment_Fuji4