Veronica & Sergei

Die letzte große Hochzeit der Saison 2017 liegt nun hinter mir und mit ein bisschen Wehmut schaue ich auf die vergangenen Monate. Ich habe mir schon öfter die Frage gestellt, wie denn das Jahr 2018 werden wird. Welche Geschichten ich erlebe, welche Menschen ich treffen werde.

Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich die Hochzeit von Veronica & Sergei zum Jahresbeginn nochmal fotografieren.

Es regnet – morgens schon. Ich ziehe die Rolladen hoch und blicke auf den glänzenden Asphalt. „So – einmal muss ich noch ran, Schatz“ sage ich zu meiner Frau, als ich unerwartet früh morgens im Wohnzimmer stehe. Aber von müssen kann hier keine Rede sein.Ich halte mich für ungeheuer privilegiert jeden Samstag aufs neue eine Familiengeschichte zu dokumentieren.

Veronica sieht ihren Plan  vom Brautpaar-Shooting im Wald in großer Gefahr. „Kein Plan B“ schreibt sie mir. Und gerade deswegen – wer weiß – weichen wir auf einen stillgelegten Bahnhof aus. Kein Gegenlicht im Wald – von Kitsch keine Spur. Ich bin glücklich obwohl es regnet, denn meine „Im-Wald-Paar-Shooting-mit-Gegenlicht“ sind dieses Jahr nicht mehr zu beziffern. Wir werden allesamt gezwungen mal was anderes zu machen und so erzählen wir eben die kleine Bahnhofs-Story….und die beiden tanzen im Regen.

Eltern und Kindern stehen sich gegenüber und bedanken sich, Männer halten sich tränenerfüllt im Arm und scheinbar harmlose kleine Frauen reißen die Tanzfläche ein. Ich treffe einen Kollegen aus der Ausbildung wieder. Ich esse Käsekuchen, den ich so noch nicht geschmeckt habe. Gäste kommen auf mich zu und loben meine unaufgeregte Art, und meinen Internetauftritt. Manchmal passiert so viel an einem Tag, dass man es aufschreiben müsste um nichts zu vergessen.

1:30 Uhr

„Du kannst ruhig Schluss machen, wenn du willst“ sagt Sergei zu mir.

Ich gucken ihn an, ziehe einen Mundwinkel hoch und strebe zur Tanzfläche.